Projekt
Nach wie vor ist der Verdienst von Frauen europaweit signifikant geringer als der von Männern. Bei identischer Qualifikation und Tätigkeit verdienen weibliche Arbeitnehmer in Deutschland im Mittel immer noch 7% weniger als ihre männlichen Kollegen (bereinigte Lohnlücke). Werden unabhängig von Qualifikation und Tätigkeit nur die mittleren Einkommen verglichen, beträgt der Unterschied sogar 21% (unbereinigte Lohnlücke).
Dieser massive Unterschied beruht vor allem darauf, dass Frauen verstärkt in Berufen am unteren Ende der Lohnverteilung beschäftigt sind und sie länger und häufiger ihre Erwerbstätigkeit aufgrund familiärer Umstände unterbrechen. Auch konnte für Tätigkeiten mit hohem Frauenanteil in Tarifverhandlungen bisher keine nachhaltige Verbesserung erreicht werden. Laut Bundesfamilienministerin Kristina Schröder „brauchen [wir] eine Debatte darüber, welche Rolle faire Chancen und faire Bezahlung für Frauen eigentlich in den Tarifverhandlungen spielen. Wer die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern kleiner machen will, muss bei den Ursachen für die Benachteiligung von Frauen in der Arbeitswelt ansetzen“ (Pressemitteilung vom 22.03.2012).
Zu dieser Debatte versucht das vorliegende Projekt einen Beitrag zu leisten. Im Rahmen von ökonomischen Experimenten sollen zunächst in stilisierten Szenarien Erkenntnisse darüber gewonnen werden, welche Effekte kollektive Lohnverhandlungen auf die Lohnlücke haben, und wie eine Erhöhung der Transparenz das Ausmaß entsprechender Effekte beeinflusst. Kollektive Verhandlungen beziehen sich dabei auf jede Situation, in der Vertreter einer Gruppe für diese über das Entgelt verhandeln; die wichtigste Variante sind Tarifverhandlungen. Angestrebt sind Aussagen der Form „Mehr Information über diskriminierende Wirkung von Regelungen impliziert eine kleinere Lohnlücke/ändert die Lohnlücke nicht“.
Durch die enge Zusammenarbeit zwischen dem Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie, der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) verbindet sich die Expertise im Bereich der experimentellen Wirtschaftsforschung (LS für Wirtschaftstheorie) mit der traditionellen Arbeitsmarktforschung (IAB). Über die experimentellen Studien hinaus ergibt sich so die Möglichkeit, Ergebnisse und Implikationen der Experimente auch empirisch zu analysieren.